In der Ausstellung „Neue Arbeiten – Kunstformen aus der Natur“ zeigt der Hamburger Künstler Eiko Borcherding (*1977) ein breites Spektrum seines zeichnerischen Schaffens aus den letzten Jahren.
Eiko Borcherding gehört zu den aktuell wichtigsten Zeichnern seiner Generation.
In altmeisterlicher Manier beherrscht Eiko Borcherding alle Techniken im Umgang mit dem Zeichenstift. Variantenreich zaubert er Kompositionen aus dem Reich des Symbolischen und Märchenhaften, aber auch von unheilvollen Geschehnissen aus der Natur, von Flora und Fauna auf das Papier. Der gewählte Bildausschnitt ist Teil der künstlerischen Gestaltung und bricht mit klassischen Perspektiven.
Der präzise Strich, die feine Schraffur gehört genauso selbstverständlich zu Eiko Borcherdings Repertoire wie auch die Drucktechniken der Radierung oder Monotypie. Tierwelten, aufwändige Blumengebinde, Faltenwürfe schwerer Stoffe und Kostüme bilden sich dekorativ oder in ästhetischer Überhöhung auf dem Papier heraus. Felle, das Federkleid von Vögeln, die einzelnen Fasern von Blattwerk und Geäst bleiben detailliert erkennbar. Malerische Effekte entstehen allein durch farbliche Schattierungen und Tönungen, nicht durch das Lavieren, sondern die immer feinteiliger werdende Schraffur. Ausgewählte, auch solche Papiere mit Gebrauchsspuren vermitteln die Anbindung an die Geschichte kunsthistorischer Vorbilder. Wie ein Kartograph markiert Eiko Borcherding die künstlerischen Gebiete auf dem Papier.
Nach der langen Phase des Zeichnens lässt sich Eiko Borcherding jetzt auf neue Experimente und Entwicklungsprozesse ein. Antagonistisch bringt er nun im Druckverfahren auf den verschiedenfarbig getönten Papieren seiner Sammlung die filigrane Struktur des gehäkelten Fadens bürgerlicher Spitzendeckchen zur Geltung und überführt sie in ein Kaleidoskop neuer Ordnungen. Die neu entstehenden Ornamente werden mit abstrakten, geometrischen Formen und farbigen Elementen angereichert. Mit seinen auf Bildträgern montierten Collagen bricht Eiko Borcherding bestehende Systeme auf, um neuartige Organismen und wieder etwas Lebendiges herzustellen.
Dr. Annette Baumann